ERLÖSMODELLE III - QUERDENKER
5. (WERBE-)PARTNERSCHAFT
Screenshot: Partner von spiegel.de
Spiegel-Online zeigt in der Nähe des Footerbereiches 5 Teaser, die auf die Angebote von “Partnern” umleiten. Alle Unternehmen sind bekannt und vertrauenswürdig. Durch die “Partnerschaft” stärken sich sowohl der Spiegel als auch die anderen Marken gegenseitig. Eine Partnerschaft wird anders (positiver) wahrgenommen als reine Werbung und so vertrauen Benutzer diesen Teasern vermutlich eher, als der sonstigen Werbung auf der Seite, obwohl auch hier am oberen rechten Eck “Anzeige” zu lesen ist.
Vermutlich zahlen diese Partner einen höheren Preis dafür, dass sie so prominent positioniert und länger auf der Seite vertreten sind, als andere Werbebanner. Gibt es in Ihrer Branche ebenfalls potenzielle Partner, die Sie auf Ihrer Seite zeigen können?
6. LIZENZEN FÜR TEXTE, BILDER, VIDEOS ETC.
Screenshot: Lizenzen und Nutzungsrechte auf spiegel.de
Auch hier soll der Spiegel wieder als Beispiel dienen. In der Rubrik “einestages” nimmt die Zeitschrift alten Content und bietet ihn digitalisiert neu an. Dazu gehören Fotostrecken, Videos und historische Artikel. Innerhalb eines Artikels gibt es den Link zu den Nutzungsrechten. Da der Spiegel seit 1947 existiert, verfügt er naturgemäß über einen unüberschaubar großen Schatz an Wissen, Artikeln und Material. Eine clevere Möglichkeit, daraus Umsätze zu generieren ist, diese Inhalte gegen Geld in Form von Rechten und Lizenzen zu verkaufen.
Wenn auch Sie über Fotos und Videos verfügen oder Studien erstellt haben, sollten Sie prüfen, ob Sie nicht Nutzungsrechte dazu verkaufen können.
7. FACHVERLAG ALS FULLSERVICE-AGENTUR
Ihr Know-How über die Branche ist sehr groß und es sind einige Unternehmen am Markt, für die Ihre Produkte interessant sind. Bieten Sie diesen Unternehmen neben dem Corporate Print-Publishing auch weitere Services an. Vorstellbar ist eine Fullservice-Agentur mit den Angeboten
- Webseitenerstellung und -pflege
- Kundendatenbankmanagement
- Messeauftritte
- Raumdesign
- Lagerlogistik
- Job-Recruitment
- Steuer- / Finanzberatung
- u.v.m.
8. EXIT-STRATEGIE FÜR LOSGELÖSTE THEMENPORTALE (Z. B. FÜR ANDERE ZIELGRUPPE)
Ihr Haupthema sind Autos. Sie haben bereits das ein- oder andere Reichweitenportal für Rennautos und z. B. Oldtimer. Jetzt finden Sie aber heraus, dass immer mehr Menschen E-Bikes besitzen und hier eine große Community besteht. Ihr Kerngeschäft beschäftigt sich allerdings mit Autos und deren Features. Keine Chance, weil die E-Bike-Idee nicht thematisch passt? Ganz im Gegenteil: Sie bauen eine E-Bike-Webseite auf, lassen eine kleine Redaktion reichweitenfördernde Artikel schreiben, verbreiten alles in Social Media Kanälen und bilden eine große Community.
Das führt zu mehr Reichweite, Umsatz durch Werbung etc. Aber das beste ist: Sollten Sie das Produkt nicht selbst behalten wollen, können Sie es später komplett verkaufen.
9. VON ANDEREN VERLAGEN NICHT GENUTZTEN CONTENT EINKAUFEN UND VERARBEITEN.
Dadurch können Sie Geld sparen: Statt Ihre eigene Redaktion arbeiten zu lassen, kaufen Sie von anderen Verlagen nicht genutzten Content ein und verarbeiten diesen. Das können Artikel sein, aber auch Glossare. Hauptsache, die Reichweite wird erhöht.
10. SELBST NICHT-VERLAGSPRODUKTE VERKAUFEN
Was hindert Sie daran, Nicht-Verlagsprodukte Ihrer Branche zu verkaufen? Wenn Sie sowieso über einen Shop verfügen, können Sie ganz einfach auch andere Produkte anbieten. Einschränkung: Bauen Sie keinen Wettbewerb zu Werbekunden auf!
11. NUTZERDATEN NUTZEN ODER VERKAUFEN
11.1 Personalisierte Werbung
Werbung hat immer Streuverluste. Um diese zu minimieren, wird Werbung inzwischen personalisiert geschaltet. Diese Daten können Sie einkaufen (z. B. bei Schober, DatenDieter oder der Post), aber auch selbst erheben. Im zweiten Fall können Sie anhand der Interaktionen auf Ihrer Webseite einiges erkennen:
- Der Leser hat im Augenblick Zeit. Je nach Tageszeit könnte das bedeuten, dass der User arbeitssuchend ist. Es könnte auch sein, dass der User, da er gerade Zeit hat, auch shoppen will.
- Der Leser wählt aus 6 verschiedenen “Empfehlungen der Redaktion” den Artikel, in dem es um Wirtschaft geht, in diesem Fall “Ölpreis fällt unter 40 Dollar pro Barrel”. Vermutlich handelt es sich hierbei nicht um eine Hausfrau, ein Kind oder einen Einzelhandelsangestellten. Vermutlich ist der Leser gebildet und mit dem Thema vertraut. Dementsprechend sollte die Werbung auf der Artikelseite ausfallen.
Screenshot: Empfehlungen der Redaktion auf spiegel.de
- Der Leser von gerade wechselt als nächstes auf die Börsenseite. Außerdem klickt er noch auf den Link zum Manager-Magazin. Jetzt sollten Sie genügend Informationen über diesen Leser haben, um seine Nutzerdaten zu verkaufen.
Screenshot: Serviceangebote auf spiegel.de
Wieder hält der Spiegel als Beispiel hin: Im unteren Seitenbereich oberhalb des Footers werden Services von Partnern angeboten. Die insgesamt 26 einzelnen Angebote sind Tools, Artikel, Rechner oder Listen. Sie sind in verschiedene Kategorien unterteilt und so auf verschiedene Interessensgebiete zugeschnitten. Wer auf eines der Serviceangebote klickt, interessiert sich für dieses Themengebiet. Wieder eine Möglichkeit, Werbung effizienter zu schalten.
Es gibt noch weitere Möglichkeiten, Nutzerdaten zu erheben und zu verwenden.
11.2 Newsletter
Wer sich für einen Newsletter anmeldet, gibt seine Daten (Name, Emailadresse) an. Manche Newsletter lassen sich gleich personalisieren: Der Nutzer gibt dann an, was ihn interessiert, damit der Newsletter keine irrelevanten Inhalte enthält. Sehr positiv daran: Sie können Ihren Werbekunden passgenaue Zielgruppen-Newsletter anbieten, in welchen sie ihre Anzeigen schalten. Gleichzeitig lassen sich diese Daten auch leicht verkaufen.
11.3 Jobletter
Einen Schritt weiter geht der Jobletter. Unternehmen können die Nutzerdaten kaufen und sich so im Voraus geeignete Kandidaten heraussuchen.
Dieser Artikel ist Teil des Überthemas: Zukunft der Verlage: Die besten Erlösmodelle für Ihre Digitalisierung. Zusätzlich zu den konservativen, innovativen und alternativen Erlösmodellen behandelt der nächste Artikel ein weiteres Geschäftsmodell für die digitaleTransfomation von Verlagen: Plattformen - Chance oder Risiko für Online-Verlage?