Definition: Der Agile Festpreis ermöglicht es allen Projektbeteiligten, innerhalb eines festgelegten Budgets (Festpreis) im Projektverlauf Anforderungen anzupassen (Agilität).
Festpreis-Vertragsmodell vs. Agiler Festpreis
Es gibt verschiedene Preis- und Vertragsmodelle. Das bekannteste Vertragsmodell ist der Festpreis. Dieser bietet eine hohe Budget- sowie Auftragssicherheit: Ist das vereinbarte Budget bei Projektende überschritten, zahlt der Lieferant drauf. Ist am Ende noch Budget übrig, ist der Gewinn für den Lieferanten höher, da der Kunde den vollen Preis bezahlt. Das Festpreismodell ist sehr simpel gehalten und wird häufig für sogenannte Wasserfall-Projekte genutzt, bei denen eine Projektphase nach der anderen abgearbeitet wird.
Ein großer Nachteil eines Wasserfall-Projekts ist aber, dass alle Anforderungen vor Projektbeginn vollständig spezifiziert sein müssen und im Laufe des Projekts nicht oder nicht so einfach verändert werden können. Der Aufwand für Änderungen des Vertrags ist überdurchschnittlich hoch, da ggf. mehrere beteiligte Subunternehmen in die Umgestaltung des Vertrags mit einbezogen werden müssen. Komplexere Anforderungen werden unter Umständen nur unbefriedigend umgesetzt.
Gerade bei komplexen Projekten können Lieferanten selten auf genügend Erfahrungswerte zurückgreifen, um den Aufwand zu 100% korrekte abzuschätzen. Somit hat er ein Risiko für unvorhersehbaren Mehraufwand, den er in Form eines “Risiko-Puffers” an den Kunden weitergibt.
Diese Kombination ist also für beide Parteien suboptimal und kann im schlimmsten Fall zum Projektabbruch führen.
Der Agile Festpreis bietet ebenfalls eine Budgetsicherheit. Agile Projekte setzen auf das gegenseitige Vertrauen von Entwickler und Kunden sowie deren enge Zusammenarbeit. Dies nimmt den Druck aus dem Projekt und sorgt für ein stärkeres Sicherheitsgefühl aller Parteien. Anforderungsänderungen sind kein Problem, sondern Grundlage des agilen Projektes.
Die enge Zusammenarbeit zwischen Lieferanten und Kunden führt zu einem gleichen Verständnis über die Anforderungen und den Stand des Projekts. Nachfragen und Iterationen bleiben in der Regel aus. Das führt im Endeffekt zu einer höheren Ressourcen-, Kosten- und Zeiteffizienz.
Die folgende Grafik zeigt die Gegenüberstellung und Bewertung der verschiedenen Preis- und Vertragsmodelle:
Wie wird der Agile Festpreis festgelegt?
Um einen Festpreisrahmen zu definieren, treffen Kunde und Entwickler gemeinsam Schätzungen über den Geschäftswert des Projekts, Risiken, Aufwände und Kosten. Ein Ablauf, welchen auch Boris Gloger vorschlägt, ist dieser:
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Alle Parteien treffen sich und besprechen grob die wesentlichen Projektziele, Anforderungen und Projektanforderungen auf Abstraktionsebene (so genannten Epics). Zusätzlich vereinbaren Entwickler und Kunde den rechtlichen Rahmen.
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Gemeinsam wird ein Epic ausgewählt und bis zur Ebene von User Stories heruntergebrochen, welche dann als Referenz-User Stories dienen. Mit ihnen wird die Berechnung der Aufwände für das gesamte Projekt durchgeführt. Eine User Story könnte sein: “Als Content Manager möchte ich Bilder hochladen können, um sie in Artikeln oder Seiten einbauen zu können.” Entwickler können auf dieser sehr heruntergebrochenen Ebene wesentlich besser abschätzen, wie hoch der Entwicklungsaufwand ausfallen wird.
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Nun kommt die Testphase, in welcher Entwickler und Kunde ihre Zusammenarbeit prüfen können: Es werden 2-5 Sprints geplant mit einer Dauer von 1-2 Wochen pro Sprint. Ein Sprint ist ein Entwicklungszeitraum, für welchen vorher Dauer und zu entwickelnde Projektteile definiert wurden.
Die Umsetzung beginnt hierbei bereits, sodass der Kunde in jedem Fall am Ende der Testphase ein Produkt hat, mit dem er arbeiten kann. Am Ende der Testphase überprüfen Kunde und Entwickler, ob die Schätzungen vom Anfang realitätsnah sind und ob sie das Projekt weiterhin gemeinsam durchführen möchten. Hier wird dann der Festpreisrahmen vertraglich bindend festgelegt sowie die Verteilung der Risiken besprochen. Auch wird verhandelt, wie Kosten bei der Überschreitung des Budgets an den Kunden verrechnet werden und wie mit überaus guter Arbeit umgegangen wird (durch Boni o. ä.).
Das gesamte Video zu diesem Ablauf finden Sie hier: https://www.youtube.com/watch?v=YIGDOZx_3QE
Für wen ist diese Methode geeignet?
Der Agile Festpreis bzw. agile Projektmethoden sind vor allem in komplexen Projekten geeignet, bei denen die Vorhersehbarkeit von Aufwänden und Ergebnissen gering ist. Das ist im Bereich der Softwareentwicklung der Fall.
Es braucht einen gewissen Budgetrahmen, innerhalb dessen sich alle Beteiligten bewegen können. Im Vergleich zu Projekten mit einfachen Anforderungen und bekannten Technologien, welche zu günstigen Festpreisen angeboten werden können, sind agile Projekte wesentlich ressourcen-intensiver und dauern tendenziell länger. Der große Vorteil ist aber, dass der Kunde stets Budgetsicherheit hat und das Projekt jederzeit abgebrochen werden kann, wobei der Kunde immer über ein funktionierendes Produkt verfügt.
Agile Projekte mit Agilem Festpreis sollten nur mit erfahrenen Entwicklern durchgeführt werden, da hierdurch der genannte Unsicherheitsfaktor minimiert wird.
Weitere Informationen:
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